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Montenegro

  • Matthias Blümel
  • 2. Feb. 2021
  • 13 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Aug. 2021


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Montenegro, ein unentdecktes Land.

Oder doch einfach nur vergessen?!


Wie jedes Jahr überlegten wir, welches Land wir bereisen möchten. Ich sah, ich glaube es war im NDR, eine Dokumentation über Budva. Ach, ich weiß, es war Pro7! In dieser Dokumentation verglichen sie Urlaubsorte. Das Gegenstück war, glaube ich, Palma auf Mallorca. Da ich schon mehrmals in Palma war und die Stadt auch in der Nebensaison überfüllt ist habe ich meinen Partner überzeugen können unseren Urlaub in Montenegro zu verbringen. Das Überzeugen war kein Problem.

Das einzige was ich dann aus Montenegro kannte war die Stadt Budva.

Und das auch nur bruchteilhaft. Ich hatte nicht wirklich eine Vorstellung. Aber das Argument, dass es am Mittelmeer liegt hatte mich auch schnell mitgerissen. Ich liebe das Mittelmeer und das mediterrane Flair. Wir flitzten quasi ins Reisebüro und buchten ein Zimmer in einem Resort, was mir gar nicht bewusst war.

So nun bangten wir wochenlang auf unseren Urlaub. Wir informierten uns noch welche Währung dort als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Natürlich der €uro.

Als der Tag dann endlich gekommen war, oh freu, starteten wir mit dem Flugzeug in Hamburg. Die Maschine landete nach knapp einer Stunde in Wien. Ha, in Wien war ich auch noch nie. Aber das nützte mir gar nichts, denn wir waren ja am Flughafen im Niemandsland. Es war sehr verwirrend dort das richtige Gate zu finden. Wir wurden durch ein Labyrinth von Granitwänden und Glasscheiben geführt. Als wir dann das Gate gefunden haben staunten wir über die vielen Propellermaschinen, die an den Gates standen. Ich sagte noch: "Pass ma auf, wir fliegen bestimmt auch mit so einer." Und, so war es dann auch. Alles war so aufregend. Das erste Mal in Montenegro und dann auch noch mit einer Propellermaschine. Ui, war das schön. Der Flug dauerte ungefähr eineinhalb Stunden. Wir überflogen Ungarn, Kroatien und Bosnien Herzegowina. Landschaftlich ein Traum. Wir hatten den gesamten Flug über eine traumhafte Sicht.


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Ich konnte aus der Luft, über Bosnien die Spuren des Krieges erkennen. Aus 9000 m Höhe konnte ich Krater von Raketeneinschlägen sehen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, doch als ich das sah, war ich schon sehr traurig die Narben zu sehen. Diese Narben sind nicht einfach wegzucremen, diese bleiben und zeugen von einer grausamen Zeit in den 90ern.

So, in Podgorica im Landeanflug überflogen wir ein riesengroßes Sumpfgebiet. Erst dachte ich "oh, hier ist das Meer aber flach", doch dank des digitalen Zeitalters und Google Maps, wusste ich, dass es ein Sumpf ist. Wir landeten auf dem Hauptstadtflughafen. Wenn ich das lese, denke ich an einen irregroßen Airport. Aber, nein! Er hatte ein kleines Gebäude, wie das Terminal vom Bremer Flugplatz. Vielleicht sogar noch ein ganzes Stück kleiner.

Die Maschine kam zum Stillstand. Es gab kein Gate, so wie wir es aus Hamburg kennen. Wir stiegen wie in alten Zeiten unter freien Himmel aus. Die Sonne brannte, 27° und das Haar saß... Ach, ich fühlte mich wie in einer Haarspraywerbung, nur ohne Haar und Haarspray.

Spaß bei Seite. Das Ankunftsterminal wirkte wie ein umgebauter Schweinestall. Geprägt durch die kommunistische Zeit. Okay, zum Airport komme ich später noch einmal.

Am Flughafen wartete ein Einheimischer mit unseren Namen geschrieben auf einem DinA3 Blatt, welches er hoch hielt. Ich fühlte mich richtig wichtig. Unserer ganz persönlicher Fahrer. Wir rauchten noch schnell eine Zigarette und ließen uns auf das neue Abenteuer ein. Das Land geprägt durch Armut und Pragmatismus. Angepasst an die Gegebenheiten des montenegrinischen Lebens, der Balkan. Die Fahrt von Podgorica nach Budva dauerte ca. eine Stunde. Der Fahrer machte auf freier Strecke plötzlich eine Vollbremsung. Er stieg aus. Wir beobachteten ihn mit fragenden Blicken. Er ging zurück, bückte sich und hob eine kleine Schildkröte auf und setzte diese an den Straßenrand. Montenegro hatte mein Herz in diesem Moment erobert. Der Fahrer versuchte uns mit seinem rudimentären Deutschkenntnissen die Gegend zu erklären, was ihm gut geling. Wir fuhren vom Landesinneren an die Küste. Durch Berge und über Brücken am Meer entlang. Angekommen in Budva hielten wir vor einer riesigen Anlage. Da realisierte ich erst, dass wir in einem Resort nächtigen. Ein Resort in dem es Frisöre, Masseure und Bekleidungsgeschäfte, sowie Cafés und Restaurants gibt. Eine kleine Stadt in der Stadt mit der Stadt. Denn Budva besteht aus dem alten Teil, der Altstadt, und dem neueren Teil der Stadt, oder besser gesagt den Ort.

Bis wir endlich unser Apartment gefunden hatten, irrten wir auf dem Gelände umher. Die Wegbeschreibung der Rezeptionistin stimmte nicht ganz. Aber wir sind ja von der schlauen Sorte, denkste!

Das Apartment war standardmäßig ausgestattet. Wir hatten einen Fön, einen Kühlschrank und eine Klimaanlage. Das Highlight war die Terrasse. Ein Träumchen.

Wir richteten uns ein und erkundeten die Gegend.


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Bei der Erkundung entdeckten wir einen wunderschönen alten Hafen. Die, fast zu hundertprozentig wieder erbaute, Altstadt. Die vielen Restaurants und die unzähligen Souvenirläden gaben der Idylle eine ganz bestimmte Atmosphäre. Wir konnten uns auch irgendwie nicht richtig für ein Restaurant entscheiden. Letztlich landeten wir in einem, scheinbar, klassischem Touristen Hotspot. Wir waren vom Umfang des Angebotes überwältigt und bestellten die Fleischplatte für 2 Personen. Die Menge hätte für vier gereicht!


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Nach unserer ersten Nacht suchten wir dann nach unserem Restaurant in dem es unser Frühstück geben sollte. Das Frühstücksbuffet war wirklich eine Katastrophe. Es gab "Brötchen", die ich sowieso nicht essen konnte. Ich hoffte auf eine reiche Auswahl an Obst und Gemüse, war ich so gewohnt vom Mittelmeer, aber nichts. Es gab Tomaten, die man nicht essen konnte, hart und ohne Geschmack, Eier, bei denen man sich fragte, ob diese echt wären. Okay, dachte ich, das Rührei war okay und bei Salz und Pfeffer können sie nicht viel falsch machen. Der Kaffee, urgs, war dieser lösliche Instantkaffee. Eine Folter am Morgen.

Nebenan gab es ein kleines Café. Dort bestellten wir uns erstmal ein richtiges Frühstück, welches sehr gut war. Wir verbrachten jeden Tag die Zeit nach dem Frühstück dort und planten unseren Tag.


Am ersten Tag entschieden wir uns für eine Wanderung an der Küste in Richtung Albanien. In diese Richtung liegt eine kleine Insel Namens Sveti Stefan. Die sehr bekannt unter Prominenten sein soll. Ein kleines Hoteldorf auf einer Insel. Also eigentlich eine Gemeinde und die Insel gehört dazu.

Wir wanderten den Strand entlang in Richtung Osten, vorbei an mehreren Hotelburgen. Angekommen im nächsten Ort staunten wir über das mediterrane Flair. Es wirkte alles so urig. Niedergelassen in einem Café direkt am Strand schlürften wir unseren Cappuccino und beobachteten die anderen Menschen mit ihren Kindern. Wir stellten fest, dass der Tourismus stark geprägt durch Osteuropa ist.

Entlang der steinigen Strände entdeckten wir immer wieder zerfallene Häuser, Ruine an Ruine. Ich fragte mich, warum die Montenegriner alles so verfallen lassen? Später werde ich eines Besseren belehrt.

Wir mussten durch mehrere Tunnel laufen, was auf uns sehr abenteuerlich wirkte. In Sveti Stefan angekommen waren wir überwältigt vom Charme des kleinen Dorfes. Die Häuser wurden bis direkt an die Küste gebaut. Es wirkte verschlafen und urig. Die Fischer saßen vor ihren Häusern und schauten genau so wie wir schauten.

Auf der Suche nach dem Zugang der Insel stellten wir fest, dass das Gebiet eingezäunt ist wie ein Hochsicherheitsgefängnis. Laut unserer Reiseführerin, welche super sympathisch ist, konnte man die Insel begehen, gegen ein kleines Eintrittsgeld. Wir waren aber so eingeschüchtert durch den Zaun und die Wachen an den Eingängen, dass wir uns umentschieden und uns langsam wieder auf den Rückweg machten. Denn wir sollten am Nachmittag unsere Reiseleitung im Hotel treffen.


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Als wir von unserer Wanderung zurück waren beschafften wir uns erstmal Flüssigkeit in Form von Wasser und Wein. Eine schnelle Dusche und ab ins Empfangsgebäude des Resorts.

Die Halle war sehr einladend, wirkte aber eher wie ein überdekorierter Bahnhof. Wir setzten uns in die bequemen Sofas. Wir warteten eine Weile, aber wer nicht pünktlich war, war unsere Reiseleitung. Wir beobachteten das Treiben und waren gut abgelenkt und beschäftigt. Plötzlich stand eine korpulente Frau vor uns und sprach mit ihrem gebrochenen deutsch: "Warten Sie auf Reiseleitung?", wir so: "Ja!". Sie drückte uns ein Smartphone in die Hand und verschwand wortlos in ihrem Kämmerlein. Die Reiseleitung war am Telefon! Wie die andere Dame jetzt wissen konnte, dass wir die jenigen waren die warteten, keine Ahnung. Vielleicht, weil wir aussahen wie Engländer. Aber, zu der Aussage komme ich in einer anderen Geschichte.

Naja, die Reiseleitung verspätete sich um einige viele Minuten.

Als sie dann da war, wirkte alles so vertraut. Eine große schlanke Frau, mit langem wallenden Haar, vielleicht so Ende dreißig, Anfang vierzig. Sie erinnerte mich an meine Hausärztin. Mit ihr zusammen überlegten wir, wie wir die nächsten Tage verbringen werden und letztlich entschieden wir uns für den vorletzten Tag für eine Zugfahrt von der Küste in den hohen Norden, was sich als kleines Abenteuer entpuppen wird. Sie erklärte uns die Gegend, wo wir was finden und wie wir am besten irgendwo und womit wir dort hin kommen.

Am Abend suchten wir wiedermal ein Restaurant für das Abendessen. Wir entschieden uns nach langem Hin und Her für ein idyllisches Restaurant direkt am Strand. Die Sitzplätze schienen improvisiert. Wir saßen zwischen Bambus und anderen Pflanzen direkt vor dem Restaurant. Die Speisekarte war in mehreren Sprachen verfasst, nur nicht in deutsch. Unsere Sprachkenntnisse reichten für eine Bestellung. Auch hier entschieden wir uns für die Fleischplatte für 2 Personen. Am Essen gab's nichts auszusetzen. Da wir uns aber nicht wirklich wohl fühlten und der Kellner anscheinend ein Problem mit Deutschen oder sogar homosexuellen hatte, entschieden wir uns auf ein paar Bier den Standort zu wechseln.

Dort gibt es viele Bars und Restaurants am Strand. Vor dem einen waren am Strand Tische mit rotkarierten Tischdecken aufgestellt und eine nette junge Montenegrinerin bat uns uns zu setzen. Als wir bestellten, jeder einen halben Liter Bier, fragte sie von wo wir sind. Sie erriet schnell dass wir deutsche sind. Obwohl wir unsere Bestellung auf englisch aufgaben. Dieser Abend war mit einer der schönsten. Als die Dunkelheit hereinbrach gab es auf der anderen Seite der Bucht ein großes Feuerwerk, was den Abend fast perfekt machte. Mit der Bedienung sind wir ins Gespräch gekommen, weil um unseren Tisch mehrere Katzen lauerten. Kleine süße Kätzchen! Sie bettelten leise und still vor sich hin. Es waren anscheinend erfahrene Bettlerkatzen.


Am nächsten Tag, wer ahnte es, wartete schon das nächste Abenteuer. Wir hatten uns vorgenommen mit dem Linienbus nach Kotor zu fahren. Kotor liegt an einem Fjord, der am weitesten ins Inland reichende in Europa.

Gedacht, getan!

Ich muss dazu sagen, dass wir der montenegrinischen Sprache nicht mächtig waren. Das sollte uns aber nicht hindern. Wir suchten also den Busbahnhof. Dieser befindet sich im Ortsinneren. Ich weiß noch, dass ich doch sehr beunruhigt war. Denn es wirkte alles so leer. Es waren wenige Menschen unterwegs.

Den Busbahnhof gefunden, kauften wir mit "Händen und Füßen" unsere Tickets und standen dort und wussten eigentlich nichts. Wir wussten nicht von welchen Platz der Bus fährt! Hat der Bus eine Nummer? Egal, mutig wie wir sind, ab in den nächsten Bus. Das Gefühl sagte "wird schon!"

Es waren viele junge Menschen unterwegs. Ich erinnere mich, dass am Bus "Dubrovnic" stand. Wer hätte da schon ahnen können, dass dies der falsche Bus sein könnte. Wir fuhren los. Wir, mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Der Kontrolleur ging durch den Bus und kontrollierte die Tickets. Wir saßen in der vorletzten Reihe. Der Kontrolleur kam und nahm unsere Ticktets, drehte sich schnell nach vorne und rief "Stop!!!". Er versuchte uns zu erklären, dass wir im falschen Bus saßen. Ein nettes junges Mädchen vor uns erklärte uns dies schnell in englisch. Die anderen jungen Gäste amüsierte unser Mißgeschick. Also hielt der Bus an und wir stiegen wieder aus. Keiner von uns beiden hatte sich die Strecke, die der Bus schon gefahren war, gemerkt. Da wir auch keinen fragen konnten, weil dort keiner war, gingen wir mit meinem Bauchgefühl wieder in Richtung Busbahnhof. Zum Glück waren wir noch im Ort. Wieder dort angekommen, konnten wir eine Ergänzung zum Ticket kaufen, weil wir den richtigen Bus verpasst hatten.

Dann endlich auf dem Weg nach Kotor, bekamen wir einen weiteren Einblick in das Land. Vorbei an alten Höfen, neugebauten Einkaufshallen, Wohnhäuser und einer traumhaften Berglandschaft. Das Meer auf der einen Seite und die Berge auf der anderen.


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Kotor ist einer der schönsten Orte die ich bisher gesehen habe. Der Ort ist UNESCO-Weltkulturerbe.

So ein uriger und faszinierender Ort. Die engen Gassen. Die Stadt eingebettet in die Landschaft von Montenegro. Als wäre die Landschaft um die Stadt geschaffen worden. Wir waren verzaubert. In den Gassen waren viele, viele Katzen unterwegs. Später stellte sich auch heraus, dass Kotor die "Katzenstadt" in Montenegro ist. In jedem Souvenir-Laden konnte man Katzen kaufen. Katzen aus Ton, aus Metall, aus Plastik, irgendwie aus jedem Material, in jeder Größe und jeder Form und Farbe.

Die Menschen dort sind anders als in Budva. Viel offener und freundlicher. Das liegt bestimmt auch am Massentourismus in diesem Ort. Zu dem Zeitpunkt war gerade ein großes Kreuzfahrtschiff in den Hafen eingelaufen und es waren tausende von Menschen in diesem kleinen Ort unterwegs. Wir versuchten den Massen aus dem Weg zu gehen, doch immer ist uns dies nicht gelungen. Also, wer mal nach Montenegro fährt oder fliegt muss sich unbedingt die Stadt Kotor anschauen.

Diesmal klappte alles hervorragend mit dem Bus. Es war der Richtige. Zum Abend hin waren wir wieder in Budva.

Wir kauften uns Badeschuhe um im Mittelmeer zu planschen. Das Wasser hatte eine sehr angenehme Temperatur, um die 22°C.

Diesen Abend suchten wir uns ein Restaurant in der Altstadt. Einfach mal dieses Flair spüren. Das Angebot ist riesengroß. Vom Italiener bis hin zur regionalen Küche gibt es dort alles, außer einen Asiaten, den hab ich dort nicht gesehen. Kulinarisch wird einem dort viel geboten. Wir entschieden uns für ein kleines Restaurant mittendrin. An diesem Platz trafen sich drei Restaurants. Man konnte kaum unterscheiden welche Tische zu welchem Restaurant gehören. Da wir die einheimische Küche probieren wollten wählten wir das montenegrinische Restaurant. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mehr was wir gegessen haben. Die Tische außerhalb sind geschützt mit einem Dach, welches bewachsen ist mit Wein.

Wir sitzen dort und warteten auf unsere Bestellung. Wir hörten über uns ein Knirschen und Knarren. Es stellte sich heraus, dass eine dicke Katze über das Dach lief. Auch in Budva gibt es sehr viele Katzen, welche die Gutmütigkeit der Touristen ausnutzten und selbst für ihr Wohl sorgten. Zum Nachtisch bestellte ich mir ein Eis. Zum Abschluss des Tages dachte ich mir wäre dies eine gute Idee. War es aber nicht. Das Eis schmeckte alt und nach Kühlschrank.

So verlebten wir die restlichen Tage und schauten uns die Gegend an. Wir entdeckten mehrere kleine versteckte Strände, welche trotzdem gut besucht waren.

Das Nachtleben in Budva ist recht bunt. Parallel zur Promenade liegt eine Straße an der es mehrere OpenAir-Clubs gibt. Die Musik die sie dort spielten traf nicht ganz unseren Geschmack. Wir zogen es vor unsere Abende auf unserer Terrasse zu verbringen.


Es kam der Tag an dem wir mit dem Zug nach Kolašin fuhren. Dieses Abenteuer werde ich nie vergessen. So viele Pannen an einem Tag konnten diesen nur zu einem unvergesslichen machen.


Wir wurden von "unserem" Resort mit einem klimatisierten Bus abgeholt. Wir wussten nicht, dass der Zug den wir quasi gechartert hatten, von Bar abfuhr. Bar ist in der montenegrinischen Geschichte sehr wichtig. Bar ist ... - andersherum - In Italien gibt es den Ort Bari, falls er irgendjemand ein Begriff ist. Mir sagte er überhaupt nichts, aber naja. Also von Bari aus, soweit ich mich erinnere, eroberten die Italiener die Küste Montenegros. Ich finde es ziemlich einfallslos den Ort der Eroberung Bar zu nennen.

Der italienische Stil, wenn nicht sogar venezianisch, zog sich durch die Altstädte an der Küste von Montenegro. Ein kleines bisschen Geschichte, die nicht unwichtig ist.

Also, wir kamen, nachdem wir Horden von Touristen eingesammelt haben, in Bar an. Unter den Touristen waren Deutsche, Holländer und hauptsächlich Engländer. Wir hatten uns einen Abend zuvor nach den regionalen Temperaturen erkundigt und waren überzeugt, dass es nicht verkehrt ist, wenn wir uns lange Hosen, Pullover anziehen und eine Jacke mitnehmen. Von den anderen schien sich keiner für das Wetter zu interessieren.

Die folgenden Ansichten sind nicht chronologisch sortiert. Irgendwie scheint heute und auch gestern mein Horizont nicht soweit zu reichen, um die Ansichten zu sortieren, was soll's.

Für uns wurde fast ein gesamter Zug bereitgestellt. Zwei Waggons waren für den regionalen Linienverkehr. Uns wurde kein Abteil zugeordnet, wir konnten uns wild durcheinander setzen. Wir hatten eins gefunden, welches noch nicht besetzt war. Die Intensität der Freude hielt nicht lange an. So nach und nach füllte sich auch unser Abteil. Zwei ältere Damen und ein Pärchen mittleren Alters. Alle vier Engländer. Wir begrüßten uns alle mit "Hello!" und das war es. Anfangs schienen alle begeistert von der Landschaft, bis wir in den nächsten Bahnhof einfuhren. Dieser wirkte wie ein stillgelegter Bahnhof in Mecklenburg-Vorpommern. Alles verfiel. Wie auch viele andere Orte in Montenegro wirkte dieser improvisiert und geflickt. Dort standen wir eine ganze Weile. Es hieß, dass wir auf den entgegenkommenden Zug warten. Nach ewigen Zeiten, eine Stunde, fuhren wir endlich weiter. Dachten wir. Doch dann hielt der Zug und fuhr nicht weiter. Die Reiseleitung erklärte, dass die Lok defekt wäre und ausgetauscht werden müsse. Das geschah dann auch ganz fix.

Wir fuhren endlich weiter. Ich bewunderte die Landschaft und die kleinen Häuschen, die man aus der Ferne sehen konnte. Kurz ging mir der Gedanke durch den Kopf: "Welcher Ort kommt nach Karl-Marx-Stadt?". Eine Fahrt durch Erinnerungen, doch keine ist von jenem Ort.

Plötzlich hielt der Zug inmitten der montenegrinischen Landschaft. Gehalten vor einer Brücke. Diese führt über den Skadar-See. Über diesen See sind wir auch schon bei unserer Ankunft gefahren. Nur mit dem Auto.

Es stellte sich heraus, dass die Lok dieses Mal richtig defekt war und ausgetauscht werden musste. Das Problem an dieser ganzen Misere war, wir standen kurz vor einer Brücke, kein Ort in der Nähe, außer der Touristenladen auf der anderen Straßenseite, die Bahn fuhr dort eingleisig und wir hatten schon fast zwei Stunden Verspätung. Wenn ich mich noch richtig erinnere, warteten wir weitere zweieinhalb Stunden auf die Ersatzlok.

Uns wurde untersagt, während der Wartezeit den Zug zu verlassen. Wir haben es versucht, doch die sauffreudigen Deutschen mussten sich nach ihrem Alkoholkonsum ja auch wieder entleeren. Da der Zug keinen Strom hatte, weil die Lok ja defekt war, funtionierten auch irgendwie die Klos nicht mehr richtig und die Lüftung sagte keinen Mucks. Der Gestank von Urin und was weiß ich, machten den Aufenthalt im Zug unmöglich. Ich war nicht der erste, stellte ich beim Abspringen vom Zug fest.

Die Landschaft war atemberaubend schön. Ein riesiger See mit vielen kleinen Inseln. In Richtung Osten erstreckten sich riesige Berge aus dem Boden. Dort ist schon Albanien. Einen Blick entfernt. Wir empfanden diese Panne eigentlich als Geschenk. In dieser Natur zu stehen und das Land so auf sich wirken zu lassen, grenzte fast an einem Traum.

Als der Zug ausgetauscht war, fuhren wir weiter nach Podgorica. Dort wurde die Lok ein weiteres Mal ausgetauscht. Dies dauerte dieses Mal nur wenige Minuten. Nun endlich konnten wir die Zugfahrt genießen.

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Nach diesen traumhaften Eindrücken ging es endlich weiter. Unsere Reiseleitung verteilte Wasser. Wir fuhren in die Berge, über die Berge und mit den Bergen. Schaute man den Bergen zu, konnte man das Gefühl, selbst beobachtet zu werden, nicht loswerden. Die Berge schauten auf uns und wachten über das Land. Hätten die Berge Augen, würden sie wahrscheinlich alle eine Brille tragen, eine Sonnenbrille.

Wir fuhren über mehrere Viaduktbrücken. Bis heute weiß ich nicht genau was das heißt. Ist es die Bauweise, ist es dass die Brücke von Berg zu Berg führt? Ich weiß es nicht. Doch kann ich schreiben, dass die Brücken sehr beeindruckend und auch ein wenig beängstigend sind. Wenn man bedenkt wie improvisiert die Montenegriner bauen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich keine Bedenken hatte.

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Der Gedanke, dass auch jetzt noch die Lok wieder defekt gehen könnte, ließ uns nicht los. Die Schienen führten an den Bergen vorbei. Nicht auf einem Gleisbett mit Steinen und Sand. Teilweise waren es nur Holzkonstruktionen die die Schienen an den Bergen vorbei führten. Dann fuhren wir wieder durch, nichtendenwollende, Tunnel. Wir fuhren in den letzten Tunnel. Bei der Einfahrt schien die Sonne und es wirkte sommerlich.

Ein Licht am Ende des Tunnels, und es wirkte als hätten wir einen "Raumsprung" gemacht. Die Landschaft war nicht vergleichbar mit der, die wir hinter den Bergen ließen. Die Außentemperatur zeigte 6°C. Es war wirklich sehr kalt.

Und da hüpften die leicht bekleideten Engländer, als würde ihnen jemand die Füße kitzeln.

Im Zug erklärte uns die Reiseleitung noch, dass wir eigentlich gar keine Zeit mehr hätten. Wir sprangen vom Zug in den Bus. Wir wurden blitzschnell zu einem Restaurant gefahren. Es war mehr eine Hütte. Um dieses Ambiente perfekt aussehen zu lassen, bräuchte es Schnee. Den gab es aber nicht. Es wirkte herbstlich, schon fast winterlich. Die Gegend ist ein beliebtes Winterurlaubsgebiet.

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